Über Preis und Wert

Heute ein paar Gedanken über den Wert meiner Kunst und damit verbunden auch über den Preis (Geldwert), den ich mit meiner Kunst verbinden will.

Auf dieser Website schrieb ich kürzlich: Mein Ziel mit dieser Website ist es, den Abstand zwischen mir als Künstler und dem Betrachter so klein wie möglich zu machen. Ich suche bewusst einen Bezug zwischen Künstler und Betrachter/Leser, einen persönlichen Bezug. Kunst ist für mich Kommunikation und Kommunikation gedeiht am besten, wenn Sender und Empfänger nahe beieinander sind.

Zudem schrieb ich auf dieser Website auch:

Die Preise meiner Werke stehen nicht fest. Ich gehe nämlich davon aus, dass der Geldbetrag, den jemand für eines meiner Werke zu bezahlen bereit ist, ein Zeichen der Wertschätzung für mein künstlerisches Schaffen ist. Die Rührung, die Freude, ja die Ergriffenheit, die ein Kunstwerk auslöst beim Betrachter, ist nicht in Geldwert zu fassen oder auszudrücken. Für jeden/jede ist das anders und verschieden. Darum habe ich beschlossen an meine Kunstwerke keine Festpreise zu kuppeln. Ich gehe im Prinzip davon aus, dass der Geldwert, den jemand in aller Integrität und Ehrlichkeit zu bezahlen bereit ist für eines meiner Werke, der Preis ist, der es für diese/diesen wert macht, meine Kunst zu besitzen.

 

Aber wie soll das dann genau funktionieren? Was heisst das: ‚in aller Integrität und Ehrlichkeit‘? Es ist vielleicht ein schöner Gedanke, dem Kommerz auf diese Weise zu entfliehen, aber schrecke ich damit nicht ab? Warum erwarte ich von potentiellen Käufern, dass sie den Preis festlegen? Wie sollen sie das ‚ethisch und ehrlich‘ können oder gar wollen? Warum müssen die Käufer einen geldlichen Wert koppeln an mein Werk, und warum tue ich das nicht? Und: ist das nicht eine Einladung zum Missbrauch. Alles so billig wie möglich – auch ein Agadium dieser Zeit – aktiviere ich nicht einen E-Bay-/Auktions-/Marktschreier-Reflex bei den Leuten, um einen so billig wie möglichen Preis zu bieten?

Fordere ich nicht zu viel von möglichen Käufern (oder just monetär zu wenig)?

Ja, es stimmt, ich fordere etwas, aber ob das zuviel ist, muss die Zeit weisen. Was ich vom Betrachter frage, ist, dass er/sie sich die Frage stellt: Was ist es mir wert, ein (dieses!) Kunstwerk mein Eigen zu nennen? Wie verhält sich dieser Betrag zu meinem Einkommen, Lebensstandard, zu Vergnügsamkeiten, die ich mir leiste? Und drückt dieser Betrag meine Wertschätzung aus gegenüber den Werk und dem Schöpfer dieses Werkes?

Ich frage um eine integre und ehrliche Antwort. Das ist nötig, um mich mit dem Abschied von meinem Werk zu versöhnen. Jedes Werk ist mir lieb und es ist mir wichtig, dass die Werke eine gute und richtige Bestimmung finden. Und eigentlich kann ich ein Werk nur dann weggeben, wenn mir der Erwerber des Werkes auch lieb ist, in welcher Form dann auch immer…

Ist diese Idee nicht ein wenig heuchlerisch? Nenn mir einen so hoch wie möglichen Betrag, dann hab ich dich lieb?

Nein, nicht wirklich, denn ich stelle an mich selber dieselbe Forderung nach Ehrlichkeit und Integrität, wie ich es an meine Kunden stelle. Der geldliche Wert meiner Kunst ist ein Symbol der Wertschätzung für mich als Künstler, für die Zeit, die Kreativität, die Energie, die ich in ein Werk stecke, mit dem Ziel, so gross wie mögliche Intensität zu erreichen. Meine Kunst muss für mich immer und allzeit stimmen. Um das zu erreichen, stecke ich viel Kraft und Liebe in mein Schaffen.

Darum auch ist es mir am Liebsten, wenn ich meine Kunst aus der Begegnung heraus schaffe. Kunst ist Kommunikation, und ich schaffe mein bestes Werk, wenn ich es persönlich für jemanden mache. Mit einer Zielfigur vor meinem inneren Auge, sozusagen.

Leider geht das nicht immer (und ist auch abhängig von der Kunstform). Ja, ich schaffe Werke auch wenn ich keine direkte Zielfigur vor Augen habe und ich hoffe dann, dass irgendjemand dieses Werk sieht und erkennt, dass er/sie, ohne das wir es wussten, diese Zielfigur war.

Und darum auch erwarte ich von den Menschen, die meine Kunst ihr eigen nennen wollen, dass sie bewusst darüber nachdenken, was der Besitz dieser Kunst wert ist für sie. Integer aus dem Herzen nachdenken. Und dass kann dann durchaus ein kleiner Betrag sein, wenn man ausser einer grossen Liebe zu einem Werk wenig hat.

Ich habe auch darüber nachgedacht, einen Zeitwert zu verbinden mit einem Werk. Wie lange hat es gedauert, bis ich dieses oder jenes Werk geschaffen habe. Aber ich habe diesen Gedanken dann wieder beiseite gelegt, weil die Zeit, die ich brauchte, nichts über die Energie und Kraft aussagt, die es mich gekostet hat, dieses Werk zu schaffen. Manchmal fliesst der Strom und dann schaffe ich in kürzester Zeit ein befriedigendes Werk, manchmal aber widersetzt sich ein Werk auch und ich muss transpirativ weit gehen, um es zum Stimmen zu bringen. Und an sich sagt das nichts über das Werk selber. – Schliesslich bin ich ja auch kein Arbeiter im Stundenlohn und die Zeit, die ich brauche ist ein unzulängliches Mass für den Wert meiner Arbeit.

Also: Ja, ich erfrage viel von meinen Betrachtern. Aber ich gebe auch viel, ich gebe ein Werk weg, in das ich in aller Ehrlichkeit und Integrität mein ganzes Wesen gelegt habe. Und dieselben Eigenschaften habe ich nötig von dem/derjenigen, der/die mein Werk ersteht. Ursprung und Basis!