Slow Art – Small Art – Grosse Intension

In meinem letzten Beitrag schrieb ich, dass ich allen Prätentionen misstraue. Dies widerspiegelt sich auch in meiner Philosophie für diese Website.

 

Ich habe schon in mehreren Beiträgen festgehalten, dass wir Komplexitätsreduzierungsmechanismen gebrauchen, um die Welt einigermassen überschaubar zu machen. Und ich habe auch festgestellt, dass für mich nur jene Komplexitätsreduzierungsmechanismen funktionieren und relevant sein können, die auf Eigenverantwortlichkeit und persönlichem ethischen und moralischen Handeln und Denken beruhen.

Was grundsätzlich zu diesem „persönlichen ethischen und moralischen Handeln und Denken“ gehört, ist das Akzeptieren der eigenen Kleinheit, ja, Nichtigkeit dieser grossen, komplexen Welt gegenüber. Wir alle sind Reiskörner in der grandiosen Paella, die wir das Leben heissen, und leben zusammen/neben/mit/gegenüber/zwischen allen anderen Reiskörner in allen Nasi Gorengs, Riz Casimirs, Sushis, Risottos und Rijstebrijen dieser Welt.

 

Gleichzeitig leben wir aber auch in einer Welt, die Expansion als Adagium, Wachstum als Axiom und kommerzielle Dominanz als Credo in ihrem Wappenschild führt. Auch dies ist natürlich wieder ein Komplexitätsreduzierungsmechanismus; wer könnte schon allen Ernstes glauben, dass ewiges Wachstum überhaupt möglich ist! Ein Schneeball wird höchstens eine Lawine, die im Tal schlussendlich auseinander stiebt und sich wieder auflöst. Der Mythos vom Ewigen Wachstum dominiert diese postkommunistisch-neokapitalistische Welt und ich vermute, ich fürchte, dass uns das auf die Dauer noch teuer zu stehen kommt.

Zudem verabscheue ich die Folgen dieses Wahns für unsere Lebenswelt und unser alltägliches Gefühl für Zufriedenheit und Wohlbefinden. Ich wünsche dieser Welt mehr Bescheidenheit; Bescheidenheit des Einzelnen in der enormen Verschiedenheit von Individuen, Bescheidenheit des Menschen in der Vielfalt dieser riesigen Welt und auch Bescheidenheit in unserem Eigenverständnis über den Wert/die Grösse /die Wichtigkeit unseres individuellen Seins und der Dinge, die wir vollbringen.

 

Eine Folge dieses Wachstumsdenken ist auch, dass der Erfolg, das Glück, die Erfüllung unserer Träume fortwährend in die Zukunft projektiert werden. Das „Noch Mehr“ ist das Paradigma, das unsere tägliche Zufriedenheit untergräbt und es für uns sehr schwierig macht, das Leben so zu geniessen, wie es heute halt ist. Der Zwang zum ewigen Wachstum hindert uns, das zu geniessen und zu schätzen, was wir haben und wo wir sind. Und mit wem wir hier sind! Und eigentlich ist gerade dieses Jetzt, dieses zugegebenermassen vielleicht beschränkte und imperfekte Jetzt, das einzige, was wir (jetzt!) wirklich haben, was echt echt ist. Wir verleugnen gewissermassen das Heute, gierig auf ein projektiertes Morgen, auf eine noch fantastischere Zukunft.

Überall um uns hin schreit es nach mehrmehrmehr, die Werbung natürlich, der Kommerz, alle wollen allen noch etwas verkaufen, ohne das wir angeblich nicht glücklich sein können. Auf der Arbeit wird Veränderung als l’Art pour l’Art getrieben, in der Politik herrscht der Wahn des Tages über ausgewogenes (und auch bescheidenes) Nachdenken über die Probleme in der Welt, selbst in Beziehungen fixieren wir uns auf das, was wir nicht oder noch nicht haben, statt dass wir das geniessen, was wir haben. Wir leben in einer Welt von Unzufriedenheit, in der uns dauernd vorgehalten wird, was wir noch haben müssen, um glücklich sein zu können.

 

Auf dieser Website und in meinem künstlerischen Arbeiten versuche ich mich, so viel wie möglich von diesem Wahn und dieser Unzufriedenheit fern zu halten. Ich will meine Kunst klein, bescheiden, unprätentiös halten. Und in dieser Kleinheit, dieser Bescheidenheit unser alltägliches Sein feiern, weil diese die einzige, wahrliche, echte Wirklichkeit ist, die wir haben. Ich verabscheue Kommerz, Grösse(nwahn), Massalität. Im Kleinen liegt die Feinheit, womit ich dieser Welt entgegentreten will, und in dieser Kleinheit liegt schlussendlich die grosse, echte Erfahrung, die ich mit meiner Kunst den anderen Reiskörnchen dieser Welt anbieten will.